Uns allen ist der Begriff „Neandertaler“ als nicht sehr freundliche Bezeichnung für manche Mitmenschen geläufig, die wir für unkultiviert und begriffsstutzig halten. Aber war der echte Neandertaler tatsächlich ein dummer, unzivilisierter Tölpel? Neue Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass genau das Gegenteil der Fall war… Im Jahre 1856 wurden im beschaulichen Neandertal bei Düsseldorf fossile Überreste eines Frühzeitmenschen gefunden. Die Knochen wurden analysiert und verschiedene Theorien über den Neandertaler aufgestellt, doch der Fundort selbst wurde nicht weiter untersucht. Ralf W. Schmitz, einer der führenden Paläoanthropologen unserer Zeit, war davon überzeugt, dass es vor Ort noch mehr aufschlussreiche Hinweise geben muss – und der behielt recht ...
Diese einstündige, sehr unterhaltsame Dokumentation zeigt dem Zuschauer die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Neandertaler. Wir sehen, wie neben weiteren Knochenfragmenten Steinwerkzeuge, Schneideutensilien und andere Gegenstände ausgegraben werden. Besonders ergebnisreich verläuft die Untersuchung weiterer Knochenfunde. So kann beispielsweise anhand der Knochenfragmente einer Frau nachgewiesen werden, dass diese aus dem heutigen Kroatien stammte. Die neuen Ergebnisse werden überprüft und die gefundenen Fossilien mit Hilfe modernster Technik durchleuchtet. Eine DNA-Analyse soll klären, ob wir wirklich mit dem Neandertaler verwandt sind. Durch stereolithografische Modelle und Rapid-Prototyping-Methoden wird der Schädel rekonstruiert. Ein Künstler gestaltet das Modell bis ins kleinste Detail aus, sodass wir zum ersten Mal in der Geschichte einem Neandertaler von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.
Aus der chemischen Struktur der Knochen werden Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten des Neandertalers gezogen. Ein Fingerabdruck, der von einem Stück Birkenpech gewonnen wurde, wird von Kriminologen mit den Fingerabdrücken von Menschen und Primaten verglichen. Schließlich taucht eine Gruppe italienischer Wissenschaftler auf den Grund eines in der Eiszeit entstandenen Sees hinab, um Sedimente zu sammeln, die Aufschluss über die Welt des Neandertalers vor über 40.000 Jahren geben soll.
Diese Welt wird uns durch beeindruckende Bilder vor Augen geführt. Sie versetzen uns zurück in die Eiszeit, in das direkte Lebensumfeld unseres Forschungssubjekts: die Tundra. Zwischen Rentieren, Wildpferden und Mammuts zeigt uns der Neandertaler selbst, wie er und seine Gefährten jagten. Die gefundenen Steinwerkzeuge beweisen, dass der eiszeitliche Jäger und Sammler handwerklich überaus geschickt war. Und mit der Fähigkeit, einen Klebstoff herzustellen, mit dem die Werkzeuge zusammengeklebt werden konnten, steht der Neandertaler intellektuell auf einer Stufe mit dem frühen modernen Menschen.
„Der wahre Neandertaler“ ist eine Produktion des ZDF für ZDF Enterprises, co-produziert von der namhaften Dokumentarfilmerin Ruth Omphalius (Mitarbeit an der Dokumentation „The Future is Wild“). Die Computeranimationen stammen aus der Feder des Unternehmens 422 South, das bereits mit einem Emmy ausgezeichnet wurde.